Kleine Fasern, große Verschmutzung

Wie Mikroplastik unserer Umwelt schadet und was Menschen und Unternehmen dagegen tun können.

Ein Biss auf Lolli-Stiel – nicht besonders lecker. Herumkauen auf Plastikbesteck? Ebenfalls nicht sehr appetitlich. Nicht nur deshalb werden Produkte aus Einwegkunststoff in Zusammenhang mit unserer Nahrung mehr und mehr verboten. Und trotzdem essen wir regelmäßig Plastik und werden es auch weiterhin tun.

Laut einer Studie des WWF und der University of Newcastle, Australien, nehmen wir wöchentlich etwa 2000 Plastikpartikel durch die Nahrung zu uns1. Wir merken es nicht, denn es handelt sich um mikroskopisch kleine Kunststoffpartikel, zwischen 5 Millimeter und nur einem Mikrometer klein. Sogenanntes Mikroplastik. Und das ist ein ernsthaftes Problem!

Mikroplastik schädigt den Organismus

Wie genau Mikroplastik den menschlichen Organismus schädigt und zu welchen Krankheiten es führt, wird derzeit rege erforscht. Internationale Studien haben Mikroplastik bereits im Stuhl, Magen, Blut, in der Plazenta und der Lunge von Menschen gefunden. Bei Tieren konnte bereits nachgewiesen werden, dass Plastikpartikel Mechanismen auslösen, die zu Krebs führen können. Die Partikel haben bei Versuchstieren Entzündungen im Darm verursacht, vermutlich durch die Störung der Mikrobiotik. Durch diese Störung können Tumore entstehen. Studien verweisen zudem auf Gewebeveränderungen bzw. Entzündungsreaktionen und toxikologische Auswirkungen, bis hin zu inneren Verletzungen und Todesfällen. 

Bei uns Menschen ist das Risiko von gesundheitlichen Folgen durch Mikroplastik besonders hoch, wenn chronischen Erkrankungen vorliegen. Denn während ein gesunder Darm die Folgen von aufgenommenen Plastikpartikeln womöglich abwehren kann, funktioniert das bei bereits beeinträchtigten Abwehrmechanismen weniger gut. 

Doch wie genau kommt Mikroplastik zuerst in die Umwelt, und dann in die Körper von Menschen und Tieren?

Eine direkte Form der Plastikaufnahme ist der Konsum von Mineralwasser. Wer täglich die empfohlenen 1,5 bis zwei Liter Wasser aus Plastikflaschen trinkt, nimmt laut einer Studie im Fachmagazin Environmental Science and Technology rund 90.000 Plastikpartikel pro Jahr zu sich. Bei Leitungswasser aus Glasgefäßen sind es nur rund 40.0002.

Auch in Lebensmitteln wie Fischen, Schalentieren und Muscheln wird regelmäßig Mikroplastik gefunden. Das Risiko der Aufnahme durch den Menschen bei Muscheln ist besonders hoch, da sie komplett verspeist werden. Bei Fischen werden die Partikel vor allem in Magen- und Darminhalten gefunden, die der Mensch normalerweise nicht mitisst. Doch sogar in Lebensmitteln wie Salz und Bier wurde Mikroplastik nachgewiesen. 

"Mikroplastik ist sozusagen der unsichtbare Fluch der Meere."

Robert Habeck

Deutscher Bundesminister für Wirtschaft und Energie

Unsere Kleidung ist der größte Emittent von Mikroplastik

Der mit 28 Prozent zweigrößte Anteil des Mikroplastiks in den Weltmeeren stammt vom Abrieb der Autoreifen. "Für jede 50.000 Kilometer, die ein Auto fährt, setzen sich von den Reifen sechs Kilogramm Plastikpartikel ab", sagte Lukas Kenner, Krebsforscher und Pathologe an der MedUni Wien und wissenschaftlicher Leiter des microONE Projekts, der Deutschen Welle. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) hat 1,2 Kilogramm Mikroplastik-Emissionen pro Person pro Jahr durch Reifenabrieb errechnet. Aber welche Größe man auch immer nimmt: die Menge ist extrem hoch. 

Der größte Emittent von Mikroplastik ist allerdings Kleidung aus synthetischen Fasern, wie etwa Sportbekleidung oder Fleecestoff. 35 Prozent des Mikroplastiks im Meer stammt vom Faserabrieb der Textilwäsche, ergab eine Studie der International Union for Conservation of Nature. Allein in Deutschland wurde eine Freisetzung zwischen 30 Millionen und drei Milliarden synthetischen Fasern pro Jahr berechnet. 

Bezogen auf die einzelnen Konsumenten wird geschätzt, dass abhängig von der Textilart pro Waschgang bis zu 3000 Fasern bzw. 1,2 Millionen Partikel freigesetzt werden können. In den Kläranlagen werden durch spezielle Zyklonfiltern und die Zentrifugalkraft 99 Prozent der kleinen Partikel aus unserem Abwasser gelöst. Aus diesem Grund ist unser gereinigtes Abwasser weitestgehend frei davon. Der Klärschlamm ist allerdings stark damit belastet, und so kann Mikroplastik im Dünger auf unseren Feldern landen, in unsere Böden gelangen und letztlich über Flüsse in die Meere geschwemmt werden. Die Tatsache, dass Küstengewässer stärker belastet sind als das offene Meer, weist darauf hin, dass synthetische Fasern überwiegend landbasierten Ursprung haben. 

Mikroplastikfilter sind eine wichtige Lösung für den Umweltschutz

Um das Mikroplastik aus synthetischer Kleidung über die Wäsche zu verringern, gibt es eine naheliegende Lösung: Filter. 

So denkt die Europäische Union derzeit über einheitliche Regelung für Mikroplastikfilter in neu verkauften Waschmaschinen nach. In Deutschland fordert dies auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) sagt sogar, Waschmaschinenfilter sollten Standard und die Forschung zu weniger abreibenden synthetischen Textilfasern müsse verstärkt werden.

Auch Hengst Filtration möchte seinen Beitrag zu einer sauberen Umwelt leisten

Auch wir als Hengst Filtration möchte seinen Beitrag zu einer sauberen Umwelt leisten. Als Filterspezialist haben wir jahrzehntelange Erfahrung darin, Flüssigkeiten und Luft zu reinigen. Deshalb war es naheliegend, dass wir unser Motto #purifyingourplanet auch im Haushaltsbereich leben und deshalb seit einiger Zeit Lösungen zur Mikroplastikfiltration für Waschmaschinen entwickeln. 

"Wenn wir unser jahrzehntelanges Filtrations-Knowhow dafür nutzen können, für nahezu mikroplastikfreies Abwasser und damit für eine saubere Umwelt zu sorgen, ist das ein riesiger Ansporn für uns."

Markus Lüersmann

Markus Lüersmann

Head of Engineering

Gemeinsam mit Universitäten und Herstellern von Hausgeräten forscht Hengst derzeit sehr intensiv an Lösungen, die Mikroplastik effektiv aus dem Waschwasser herausfiltern und dabei gleichzeitig für Verbraucher möglichst erschwinglich sind. Für diese Herausforderungen gibt es unterschiedlichste Ansätze, die am Ende der Umwelt zugute kommen.

Erste Produktentwicklungen

Wir zeigen auf der IFA 2023 in Berlin gemeinsam mit unserem Entwicklungspartner Miele den ersten Mikroplastikfilter des führenden Spezialisten für Haushaltsgeräte. Die Stand-alone-Lösung für Waschmaschinen überzeugt mit einer sehr hohen Abscheideleistung des schädlichen Mikroplastiks und wird Ende 2024 im Handel verfügbar sein.

Derzeit arbeiten wir sehr intensiv an weiteren effizienten und wartungsfreundlichen Lösungen, Mikroplastik aus dem Abwasser von Waschprozessen herauszufiltern.

Auch wir Menschen können aktiv Mikroplastik vermeiden

Doch nicht nur Industrie und Politik sind gefordert - auch jeder einzelne Mensch kann etwas tun, um weniger Mikroplastik in die Umwelt zu geben. Bei Textilien kann man darauf achten, aus welchen Fasern die Kleidung besteht, und sich auch hinterfragen, für welche Einsatzzwecke synthetische Fasern überhaupt notwendig sind. Für die Umwelt sind natürliche Fasern wie Baumwolle, Seide oder Leinen besser. 

NaturfasernHalbsynthetische FasernSynthetische Fasern
BaumwolleLyocellAcryl
WolleViskoseAramid
SeideModalElastan
LeinenCuproPolyamid
HanfTriacetatPolyester
JuteElastodienePolyethylen
 AcetatPolyimid
 AlginatPolypropylen

Gerade bei synthetischen Fasern sollten Konsumenten darauf achten, generell weniger und bei niedrigeren Temperaturen zu waschen. Defekte Kleidung kann auch von Schneidern repariert werden, anstatt sie wegzuwerfen oder neu zu kaufen. 

Auch beim zweitgrößten Emittenten von Mikroplastik, den Autoreifen, kann jeder Mensch seinen Beitrag leisten. Denn je geringer die Reise- und auch Kurvengeschwindigkeit ist, desto weniger Reifenabrieb entsteht auch. Wer also langsamer fährt, sorgt direkt für weniger Mikroplastik auf der Straße. 

Es gibt also viele Möglichkeiten, die Belastung unserer Umwelt durch Mikroplastik zu verringen. Der Schlüssel ist sicherlich eine Kombination aus unserem eigenen (Konsum-)Verhalten und technologischen Innovationen. Und genau dazu wird Hengst Filtration in den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag leisten.

Quellennachweis

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48147 Münster
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